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edelMut

Second Hand war gestern
Diakonie Osnabrück eröffnet Conceptstore edelMut

Die hell erleuchtete Schaufensterfront gestattet tiefe Einblicke in die neue Boutique unter den Arkaden an der Hasestrasse. Nichts versperrt die Sicht in den offen gestalteten Verkaufsraum und die Blicke des Betrachters finden immer  neue Details in dem liebevoll eingerichteten Ladenlokal. Nichts mahnt zur Eile, nichts in dem 180 qm großem Geschäft wirkt aufdringlich. Ganz im Gegenteil, man bekommt das Gefühl, eher Besucher als Konsument zu sein.

Was sofort auffällt, ist das Fehlen eines Kassentresens. Stattdessen steht mitten im Laden ein großer Tisch mit einer kleinen Registrierkasse darauf. Rundherum stehen mehrere Stühle und laden den Kunden zum verweilen ein. Dieser „Kommunikationstisch“ ist das zentrale Element des Franchiseprojekts edelMut. Ganz wichtig ist auch die „Männerecke“ direkt neben den beiden Umkleiden. Die beiden Designersessel laden zum hinsetzen ein und der Plattenspieler mit Kopfhörer bietet die passende Entspannung.

Die Bekleidung im Laden ist second hand, allerdings alles sehr hochwertige Stücke. Viele Menschen bringen ihre edlen Stücke zu edelMut weil sie ihnen für die Kleiderkammer zu schade sind, wie z.B. ein Wintermantel der neu einmal 1000€ gekostet hat. Man wolle nicht mit den Spenden spekulieren, sagt Projektleiterin Susanne Niemann, deshalb wird die Ware nur mit ca. 20-30% ihres ursprünglichen Wertes ausgepreist. Alle gespendeten Teile haben eine interessante Geschichte und hier ist der Ort an dem sie erzählt wird.

edelMut, ist keine x-beliebige Boutique sondern ein Gemeinschaftsprojekt der Diakonie Osnabrück, das in Kooperation mit dem Ev.-luth. Kirchenkreis und dem Frauenwerk des Sprengels Osnabrück betrieben wird. Die Erlöse fließen in kirchlich-diakonische Projekte, wie dem Projekt „Querbeet“,  das für ca. 20 Menschen mit Suchtproblemen an jedem Arbeitstag ein gesundes Frühstück in einem Schrebergarten der Deutschen Scholle bereitstellt.

„Sinn voller Genuss“ ist ein Hinweis auf den Charity Gedanken des Projekts. Eine weiterer Aspekt betrifft das Upcycling, die Weiterverwendung gebrauchter Dinge. Hierbei geht es vor Allem um Nachhaltigkeit, darum ein ökologisches Bewusstsein zu fördern. Man möchte damit auch einen Akzent gegen den Trend des schnelllebigen Einkaufs setzten. Dazu passt auch der Verkauf von Fair Trade Kaffee, Tee und Schokolade, die in Kommission vom Dritte Welt Laden angeboten werden. Aber auch Kunst hat einen Platz im Laden. Neben gebrauchten Büchern können auch Bilder der Künstlerin Monika Leonhard erworben werden.

„Die Leute rennen uns die Bude ein“, Susanne Niemann war überwältigt von dem großen Ansturm nach der Eröffnung Mitte November. „Auch mit den Spenden läuft das im Augenblick sehr gut“, freute sich die Projektleiterin. Trotzdem hatte sie extra für die Neueröffnung noch einen Transporter voller Ware aus dem edelMut Laden in Hannover geholt.

Nachdem ein erster Anlauf einen edelMut Laden in Osnabrück zu gründen an finanziellen Hürden gescheitert war, hat nun nach 2013 in Großburgwedel und 2016 in Hannover die dritte Boutique der Diakonie in Deutschland eröffnet. „edelMut ist ein anspruchsvolles und sehr vielschichtiges Projekt“ und „es ist ein Wagnis“ so Friedemann Pannen der theologische Geschäftsführer der Diakonie Osnabrück in seiner Eröffnungsrede. Er schließt mit den Worten: „Ohne etwas zu wagen, werden wir nicht erfolgreich sein“. „Wir glauben an den Erfolg.“

Frank Wenzel, 20.12.2018

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